Kennst du die Grundbedürfnisse deines Pferdes?
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Pferde sind perfekt an ein Leben in freier Wildbahn angepasst. Die Futtersuche gestaltet sich einfach, die Pferde stehen praktisch drauf, während sie das weite Grünland nach potentiellen Gefahren absuchen. Damit das Futter auch genau so spontan verdaut werden kann wie es im Magen des Pferdes landet, produziert dieser ständig Magensäure. In der Pferdehaltung mit Ställen und „menschlichen“ Tagesabläufen kann das schon mal zu einer Herausforderung werden. Das gilt ebenfalls für die zweite große Eigenschaft: Pferde sind Fluchttiere. Diese zwei Eigenschaften müssen im täglichen Umgang unbedingt beachtet werden, um Stress für die Tiere zu vermeiden.
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Beginnen wir mit dem großen Elefanten im Raum zur Vermeidung von Stress: Pferde sind Gewohnheitstiere, ein geregelter Tagesablauf mit festen Zeiten für Fütterung und Auslauf gibt deinem Pferd ein Gefühl von Sicherheit. Außerdem solltest du im Umgang mit deinem Pferd immer ruhig bleiben. Du kannst deinem Pferd schließlich nicht erklären, was gerade passiert.
Dein Pferd und du lebt in zwei verschiedenen Welten: Während in deiner Welt Worte eine große Rolle spielen, haben sie für dein Pferd keine Bedeutung. Die Welt deines Pferdes wird stattdessen von Eindrücken bestimmt. Das können visuelle Eindrücke sein, aber auch Geräusche oder Gerüche zählen dazu. Diese Eindrücke verknüpft dein Pferd zu positiven oder negativen Erlebnissen.
Sollte dein Pferd beispielsweise nur dann transportiert werden, wenn die Reise zur Tierklinik geht, wird dein Pferd wenige bis keine positiven Gefühle mit dem Hänger verbinden, wartet am Ende der Reise doch wenig Erfreuliches - was die Prozedur des Aufladens nur schwieriger macht. Regelmäßiges Arbeiten mit dem Hänger lässt diesen für das Pferd alltäglicher erscheinen. Ganz wichtig: Belohnungen nicht vergessen! Und noch etwas musst du bedenken: Da dein Pferd in Bildern denkt, sind eine Person mit Hut und dieselbe Person ohne Hut für dein Pferd zwei verschiedene Personen. Dieses Phänomen mag sich nach einiger Zeit der Beziehung abschwächen, aber wenn du ein neues Pferd hast, sei nicht allzu kreativ bei der Kleiderwahl.
Im Alltag sollte ein entspanntes Miteinander kein Problem sein, umso wichtiger ist das aber in Ausnahmesituationen. Ein Klassiker ist wohl der Besuch deines Tierarztes. Da fühlt man sich als Pferd eh schon schlecht und dann kommt auch noch so ein Besuch. Noch wichtiger ist das natürlich, wenn du mit deinem Pferd in die Tierklinik musst. In diesen Situationen bist du die seelische Unterstützung.
Nicht nur in diesen Situationen gilt: Laute Geräusche - also Schreien und Rufen - sowie hektische Bewegungen sind tabu. Beweg dich immer im Sichtfeld deines Pferdes und stell - sollte das gerade nicht möglich sein - immer sicher, dass es über deine Anwesenheit Bescheid weiß. Immer dran denken: Dein Pferd ist ein Fluchttier. Sollte es ein Geräusch oder eine Bewegung aus dem Augenwinkel als Gefahr wahrnehmen, wird es immer flüchten wollen. Dieses Verhalten sichert das eigene Überleben. Was irgendwo in den Weiten der Prärie völlig richtig und auch kein Problem ist, kann in weitaus engeren Ställen oder gar Hängern zu Verletzungen bei Mensch und Tier führen. Und es kostet auch Zeit. Ist dein Pferd erstmal so richtig in Panik geraten, braucht es ungefähr eine halbe Stunde, um sich davon wieder zu erholen und soweit runterzukommen, dass du mit ihm weiterarbeiten kannst. Ruhig zu bleiben spart also auch Zeit.
Egal wie gut du dich während einer Fahrt zur Tierklinik um dein Pferd kümmerst, stressig ist so eine Aktion in jedem Fall, das lässt sich nicht vermeiden. Gelegentlich stressige Situationen sind aber auch kein größeres Problem. Im Alltag kann es aber auch zu Situationen kommen, die über einen längeren Zeitraum Stress verursachen. Hast du Menschen in der Nachbarschaft, die du nicht so richtig gut leiden kannst? Auch unter Pferden kann es vorkommen, dass sich zwei buchstäblich nicht riechen können. Um eine permanente geruchliche Konfrontation zu verhindern, sollten sie in einer gewissen Entfernung voneinander eingestallt werden. Am Ende findest du eine grundlegende Checkliste zum möglichst stress-freien Umgang mit deinem Pferd. Diese Grundregeln im täglichen Umgang zu befolgen ist ein wichtiger Aspekt, um Stress zu vermeiden - aber natürlich nicht der einzige.
Der Organismus deines Pferdes ist perfekt an ein Leben auf der Weide angepasst. Eine ständige Produktion von Magensäure erlaubt den Pferden eine permanente Futteraufnahme. In menschlicher Obhut lauern gleich mehrere Herausforderungen: Eine Weide ist nicht immer vorhanden, weder auf Reisen noch im Winter bzw. bei widrigen Wetterbedingungen, die ständige Verfügbarkeit des Futters fällt also weg. Mit Kraftfutter gibt es eine weitere Futterquelle, die dein Pferd total lecker finden wird, die aber sehr vorsichtig eingesetzt werden muss. Grundsätzlich gilt, dass immer genügend faserreiches Raufutter zur Verfügung stehen muss, damit die ständig produzierte Magensäure etwas zu tun hat und nicht stattdessen plötzlich die Magenwände angreift.
Aus diesen Schäden können letztlich Magengeschwüre entstehen. Raufutter muss aufgrund seiner fasserreichen Struktur von deinem Pferd sorgfältig eingespeichelt werden, so gelangt gleichzeitig mehr bicarbonathaltiger Speichel in den Magen, der dort wie ein Puffer auf die Säure wirkt und ihre Wirkung bremst. Außerdem verbleibt Raufutter eine Weile im Magen. All das trifft auf Kraftfutter nicht oder nur bedingt zu. Es ist viel weniger strukturiert, muss daher weniger sorgfältig gekaut werden, somit gelangt weniger Speichel als Futter in den Magen. Außerdem sorgt die geringere Struktur des Kraftfutters für ein weiteres Problem: Im Magen des Pferdes kommt damit ein Klumpen an, der nur sehr schwer von der Magensäure durchdrungen werden kann. Kraftfutter schützt den Magen also schlechter vor der eigenen Säure als Raufutter.
Jetzt wirst du dich sicher fragen, was das mit Stress beim Pferd zu tun hat. Sollte dein Pferd besonders hungrig sein und beinahe gierig fressen wollen, stellt bitte sicher, dass es zuerst Raufutter bekommt, um eine solide Grundlage im Magen sicherzustellen. Kraftfutter kann es natürlich auch gerne fressen, aber bitte erst danach. Die Reihenfolge Raufutter > Kraftfutter ist äußerst wichtig.
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Jetzt wurden schon der Besuch des Tierarztes und der Transport bzw. der Besuch in einer Tierklinik als stressige Ereignisse im Leben deines Pferdes erwähnt. Aber der Hauptgrund sind natürlich die Krankheiten selbst. Koliken sind dabei sehr verbreitet und äußerst schmerzhaft. Unter Koliken leidende Pferde können stark schwitzen oder sich aggressiv auf dem Boden wälzen - mit diesen Reaktionen versucht der Körper irgendwie die Situation zu bewältigen. Auch das ist purer Stress für das Pferd, das sich mitunter sogar viel aggressiver verhält. Im Falle leichter Koliken kann langsames Spazierengehen dabei helfen dein Pferd auf andere Gedanken zu bringen und damit die Wartezeit bis zur Ankunft deines Tierarztes gefühlt zu verkürzen.
Die Problematik einer hastigen Futteraufnahme deines Pferdes wurde ja schon erwähnt. Ein weiteres Problem kann entstehen, wenn es der Futter-Bolus - das ist der Fachausdruck für Klumpen - durch den Magen geschafft hat, um dann im Darm steckenzubleiben. In diesem Fall haben wir es dann mit einer Verstopfung zu tun, die schließlich Koliken zur Folge haben kann. Die Behandlung kann auf zwei Wegen geschehen. Ist die Verstopfung nicht zu hartnäckig, kann schon ausreichend zugeführte Flüssigkeit das Problem lösen. Im schlimmsten Fall hilft nur noch eine OP. Koliken beim Pferd vermeiden zu wollen ist ein beinahe sinnloses Unterfangen. Bei Koliken, die durch Verstopfungen entstehen, hast du aber zumindest ein paar Möglichkeiten, um die Wahrscheinlichkeit eines Auftretens zu verringern.
Machen wir an dieser Stelle einen kleinen Schnitt. Wenn du sicherstellen willst, dass es deinem Pferd gut geht und du dich informierst, was zu tun oder auch besser zu lassen ist, bist du am Wohlergehen deines Pferdes interessiert - oder kurz: Es geht ums Tierwohl. Darüber wird seit Jahren gerade in der Landwirtschaft viel diskutiert. Am Ende dieses Artikels findest du schon eine Checkliste zum stressfreien Umgang mit deinem Pferd. So etwas ähnliches gibt es auch fürs Tierwohl. Gut, es gibt viele Wege Tierwohl zu definieren, aber die 5 Freiheiten sind an dieser Stelle für dich erstmal ausreichend, da du diese direkt anwenden kannst.
Stress beim Pferd kann also nicht nur im Umgang mit dem Tier entstehen, sondern auch im alltäglichen Management sowie bei auftretenden Krankheiten. Prävention ist also ein entscheidender Faktor. Mit einer ausgewogenen Fütterung und ausreichend verfügbarem Trinkwasser machst du schon viel richtig. Bewegung ist für dein Pferd natürlich auch wichtig. Im Zusammenhang mit Koliken wird Bewegung gerne als präventive Maßnahme erwähnt. Das ist auch völlig korrekt, schließlich ist die Anatomie deines Pferdes trotz aller Anpassung an ein Leben auf der Weide verbesserungswürdig. Dem Darm fehlt es im Bauchraum an dringend benötigten Befestigungen, was ihm Freiheiten ermöglicht, die deinem Pferd und natürlich auch dir Ärger bescheren. So können angestaute Gase, Flüssigkeit oder auch Futter-Klumpen dazu führen, dass Teile des Darms in Ecken geschubst werden, wo sie nichts verloren haben. Die gesamte Bewegung des Pferdes in Form eines Spazierganges kann dagegen genau das verhindern und bewirken, dass Gase den Körper verlassen können und Futter weiter verdaut wird.
Manchmal geht es etwas unter, dass Bewegung nicht nur gegen Koliken hilft, sondern auch grundsätzlich gut ist. Dein Pferd kann schließlich nicht 24 Stunden die Wände der eigenen Box im Stall anstarren. Gerade diese Form einer ausweglosen Situation, in der dein Pferd unbedingt etwas tun möchte, das aber nicht möglich ist, kann aktiv Stress verursachen.
Die Grundbedürfnisse, sich ausreichend zu bewegen und Zeit mit anderen Pferden zu verbringen, sollten immer erfüllt werden. Außerdem ist deine Bedeutung als Bezugsperson auch nicht zu unterschätzen. Tatsächlich muss es dir auch gutgehen, damit du dich gut um dein Pferd kümmern und seine Eigenheiten wahrnehmen kannst. Letztlich möchte dein Pferd die Zeit mit dir auch einfach nur genießen. Auch das ist ein Aspekt, der oftmals etwas untergeht: Als Menschen bist du kein Statist, der nur jenes zu tun oder zu lassen hat, sondern ein ganz wichtiger Teil einer Beziehung zwischen Mensch und Pferd. Letztlich lässt sich Stress nur in einer guten Beziehung zueinander vermeiden - oder in Ausnahmesituationen zumindest verringern.
Equine 74 Gastric
Puffert überschüssige Säure im Pferdemagen, anstatt sie zu blockieren.
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