Calcium beim Pferd - Funktion, Dosierung, Mangel & Überversorgung

Kristina Gehrdau-Schröder

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9 Min. Lesezeit

Überdosierung von Calcium beim Pferd
14:06

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Calcium ist weit mehr als nur ein Baustein für starke Knochen bei Pferden. Dieser essentielle Mineralstoff spielt eine zentrale Rolle in zahlreichen Körperfunktionen - von der Muskelkontraktion bis zur Blutgerinnung. Während die meisten Pferdebesitzer wissen oder zumindest schon einmal gehört haben, dass Calcium grundsätzlich wichtig ist, herrscht viel Unsicherheit über die richtige Dosierung und Versorgung.

Die Calciumversorgung beim Pferd ist ein komplexes Zusammenspiel aus Bedarf, Aufnahme und Verwertung. Mehr als 70 Prozent des Mineralstoffgehalts im Körper entfallen auf Calcium und Phosphor. Eine falsche Dosierung - sei es zu wenig oder zu viel - kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. In diesem Artikel erfährst du alles über die optimale Calciumversorgung für dein Pferd.

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Vorab - die häufigsten Fragen

Wofür braucht ein Pferd Calcium?

Calcium ist lebenswichtig für Knochen, Zähne, Muskelfunktion, Nervensignale und die Blutgerinnung beim Pferd.

Wie hoch ist der tägliche Calciumbedarf eines Pferdes?

Ein erwachsenes Pferd benötigt ca. 25–40 mg Calcium pro kg Körpergewicht täglich – abhängig von Alter, Leistung und Reproduktionsstatus.

Wie erkenne ich einen Calciummangel beim Pferd?

Mögliche Anzeichen sind Muskelzittern, Bewegungsunlust, Knochenprobleme, Lahmheiten

Wie wichtig ist das Calcium-Phosphor-Verhältnis?

Sehr wichtig. Optimal ist ein Verhältnis von 1,5:1 bis 2:1. Ein dauerhaftes Ungleichgewicht kann zu Mangelerscheinungen führen – selbst bei ausreichender Zufuhr.

Kann zu wenig Sonnenlicht den Calciumstoffwechsel beeinflussen?

Ja. Vitamin D ist nötig für die Calciumaufnahme – bei Boxenhaltung im Winter kann ein Mangel entstehen

Was ist Calcium und warum ist es für Pferde wichtig?

Calcium ist ein reaktionsfreudiges Erdalkalimetall und gehört zu den essentiellen Mineralstoffen für alle Tierarten. Beim Pferd übernimmt dieser Mineralstoff zentrale Aufgaben in verschiedenen physiologischen Prozessen. Die Bedeutung von Calcium zeigt sich bereits daran, dass über 70% des gesamten Mineralstoffgehalts im Pferdekörper aus Calcium und Phosphor bestehen.

Die Verteilung des Calciums im Organismus folgt einem klaren Muster: Etwa 99% des gesamten Calciums sind in Knochen und Zähnen als Calciumphosphat (Calcium und Phosphor) eingelagert und verleihen dem Skelett seine charakteristische Festigkeit und Struktur. Nur etwa 1% zirkuliert im Blut und befindet sich in den Weichgeweben, wo es für Stoffwechselprozesse, Muskelkontraktionen und die Signalübertragung in Nerven unentbehrlich ist. Calcium ist zudem ein integraler Bestandteil zahlreicher Enzyme und spielt eine zentrale Rolle für die Muskel- und Nervenfunktion.

Mineralien, insbesondere Calcium und Phosphor, sind für die Gesundheit von Knochen, Zähnen und das hormonelle Gleichgewicht beim Pferd essentiell. Ein ausgewogenes Verhältnis dieser Mineralien ist entscheidend, um gesundheitliche Probleme durch Über- oder Unterversorgung zu vermeiden.

Funktionen von Calcium beim Pferd

  • Struktureller Aufbau von Knochen und Zähnen

  • Regulation der Muskelkontraktion und -entspannung; Calcium ist für die normale Funktion der Muskulatur unverzichtbar

  • Weiterleitung von Nervenimpulsen

  • Aktivierung verschiedener Enzyme im Stoffwechsel

  • Beteiligung an der Blutgerinnung

Ein ausgewogener Calciumhaushalt ist für das Wohlbefinden und die Vitalität des Pferdes entscheidend.

Die Rolle von Calcium im Pferdekörper

Der Großteil des Calciums wird als Calciumphosphat in den Knochen gespeichert (99%). Die restlichen 1% befindet sich gelöst im Blut und in anderen Körperflüssigkeiten, ist dort aber von zentraler Bedeutung für die Muskelarbeit, den Nervenreiztransport und viele Stoffwechselvorgänge.

Calcium ist außerdem an der Aktivierung verschiedener Enzyme beteiligt und damit unverzichtbar für zahlreiche Prozesse im Körper. Damit der Calciumspiegel im Blut auch bei schwankender Zufuhr über das Futter stabil bleibt, sorgt ein fein abgestimmtes hormonelles System für einen ständigen Ausgleich zwischen Knochen und Blut.

Hormonelle Regulierung des Calciumspiegels

Die Regulierung des Calciumhaushalts beim Pferd unterscheidet sich von vielen anderen Mineralstoffen durch die präzise hormonelle Steuerung:

Parathormon (PTH) wird ausgeschüttet, wenn der Calciumspiegel im Blut absinkt. Dieses Hormon mobilisiert Calcium aus den Knochen und stellt so das Gleichgewicht wieder her.

Calcitonin wird bei hohen Calciumspiegeln im Blut freigesetzt und hemmt die Calciumfreisetzung aus den Knochen, wodurch der Normalwert wiederhergestellt wird.

Diese hormonelle Steuerung sorgt dafür, dass der Calciumspiegel im Blut immer relativ konstant bleibt – selbst wenn das Pferd kurzfristig zu wenig oder zu viel Calcium über das Futter aufnimmt. Deshalb sagt der Blutwert allein nichts darüber aus, ob das Pferd langfristig gut mit Calcium versorgt ist oder ob ein Mangel besteht.

Das optimale Calcium-Phosphor-Verhältnis

Für eine effiziente Knochenbildung sind sowohl Calcium als auch Phosphor erforderlich, idealerweise in einem ausgewogenen Verhältnis. Das optimale Calcium-Phosphor-Verhältnis (Ca:P-Verhältnis) liegt zwischen 1,5:1 und 2:1. Zusätzlich sind Magnesium, Vitamin D und Vitamin K für die optimale Calciumverwertung von Bedeutung.

Vitamin D kann von der Pferdehaut unter UV-Einwirkung - Sonnenlicht - synthetisiert werden und erleichtert die Calciumaufnahme im Darm. Regelmäßiger Weidegang und Bewegung fördern zusätzlich einen robusten Knochenaufbau.

Die Bedeutung des richtigen Verhältnisses zeigt sich in folgenden Punkten:

  • Bei einem umgekehrten oder phosphorüberschüssigen Verhältnis werden Calciumaufnahme und Knochenmineralisierung beeinträchtigt

  • Dies kann zu Skelettanomalien führen

  • Magnesium dient als Cofaktor für den Vitamin-D-Stoffwechsel und die Calciumaufnahme

  • Vitamin K ist entscheidend für die Bindung von Calcium in der Knochenmatrix

Täglicher Calciumbedarf von Pferden

Ausgewachsene Pferde benötigen im Allgemeinen 25-35g Calcium täglich. Dieser Grundbedarf wird normalerweise hauptsächlich durch qualitatives Heu gedeckt. Rübenschnitzel sind ebenfalls calciumreich (5g/kg) und können als Ergänzung dienen. Die Calciumaufnahme erfolgt primär im vorderen Dünndarm, während Phosphor größtenteils im Dickdarm resorbiert wird.

Getreide ist typischerweise calciumarm, aber phosphorreich, was bei ausschließlicher Getreidefütterung zu Problemen im Mineralstoffhaushalt führen kann. Die Effizienz der Calciumaufnahme nimmt mit steigender Zufuhr ab - ein natürlicher Schutzmechanismus gegen Überversorgung.

Futtermittel Calciumgehalt
Wiesenheu 3,7g Ca/kg
Luzerneheu 12-15g Ca/kg
Gräserheu 2-6g Ca/kg
Rübenschnitzel 5g Ca/kg
Hafer 0,5g Ca/kg

Situationen mit erhöhtem Calciumbedarf

Bestimmte Lebensphasen und Umstände erfordern eine deutlich erhöhte Calciumzufuhr:

Tragende und laktierende Stuten benötigen bis zu 60g Calcium täglich. Der erhöhte Bedarf resultiert aus der Versorgung des Fohlens während der Trächtigkeit und der Milchproduktion während der Laktation.

Heranwachsende Pferde wie Fohlen und Jährlinge haben einen ähnlich hohen Calciumbedarf wie arbeitende Pferde, da das schnelle Wachstum eine intensive Knochenmineralisierung erfordert.

Jungpferde in der Entwicklungsphase benötigen eine sorgfältige Überwachung der Mineralstoffversorgung, da Ungleichgewichte in dieser kritischen Phase langfristige Auswirkungen haben können.

In diesen Phasen ist besondere Aufmerksamkeit für die Magnesium- und Spurenelementversorgung erforderlich, da der erhöhte physiologische Bedarf das Risiko sekundärer Ungleichgewichte erhöht. Übermäßige Supplementierung sollte vermieden werden, da die Nährstoffinteraktionen komplex sind.

Calciummangel beim Pferd erkennen und vermeiden

Calciummangel entsteht durch unausgewogene Ernährung, gestörte Aufnahme oder erhöhte Verluste. Vitamin D ist für die effiziente Calcium- und Phosphoraufnahme notwendig. Unzureichendes Sonnenlicht kann die Vitamin-D-Synthese limitieren, besonders bei Stallpferden während der Wintermonate.

Getreide enthält Phytinsäure, die Calcium bindet und dessen Verfügbarkeit verschlechtert. Sehr getreidelastige Rationen stellen daher einen Risikofaktor für Calciummangel dar. Zusätzlich können Magenprobleme die Calciumaufnahme beeinträchtigen.

Symptome von Calciummangel

Die klinischen Anzeichen eines Calciummangels können verschiedene Körpersysteme betreffen:

Muskuläre Symptome:

  • Muskelzittern und Nervosität

  • Schlechtere Muskelkoordination

  • Erhöhte Muskelanspannung

Skelettale Probleme:

  • Erhöhte Anfälligkeit für Knochenbrüche

  • Entmineralisierung der Knochen bei Phosphorüberschuss

  • Entwicklungsstörungen des Skeletts bei Fohlen und Jungpferden

Chronischer Calciummangel beeinträchtigt die Knochendichte und Muskelfunktion, was die Leistungsfähigkeit reduziert und das Verletzungsrisiko erhöht.

Calciumüberschuss und seine Folgen

Überversorgung mit Calcium ist häufiger als Mangel, besonders wenn calciumreiche Mineralfutter oder andere Futtermittel wie Luzerneheu übermäßig eingesetzt werden.

Viele Futtermittel für Pferde enthalten 0,8-1% Calcium, was 8-10g/kg entspricht. In Kombination mit Ergänzungsfuttermitteln kann dies den Bedarf weit überschreiten.

Überschüssiges Calcium kann die Nieren belasten und die Aufnahme von Spurenelementen wie Zink, Kupfer und Mangan hemmen.

Zusätzlich kann es die Fettverdaulichkeit reduzieren, was zu Gewichtsverlust führt. Das Risiko eines “Nährstoff-Lockouts” steigt, da bestimmte Mineralstoffe um Absorptionswege konkurrieren.

Die Folgen von Calciumüberschuss:

  • Belastung der Nierenfunktion

  • Verminderte Spurenelementaufnahme

  • Beeinträchtigte Fettverdauung

  • Mögliche Bildung von Harnsteinen

  • Störung des gesamten Mineralstoffhaushalts

Krankhafte Verknöcherungen - unerwünschte Calciumablagerungen

Bei chronischen Entzündungen, zum Beispiel an Sehnen oder Bändern, kann der Körper Calcium in das betroffene Gewebe einlagern – als Versuch, die geschädigte Struktur zu stabilisieren. Solche Verkalkungen treten häufiger auf, wenn gleichzeitig ein Mangel an Magnesium oder Mangan besteht. Das zeigt, wie eng die Mineralstoffe miteinander zusammenarbeiten.

Wichtig ist dabei die Unterscheidung: Normale Mineralisierung – etwa beim Knochen- oder Knorpelwachstum – ist ein gesunder Vorgang. Im Gegensatz dazu stehen pathologische Calciumablagerungen, die als Reparaturmaßnahme gedacht sind, aber langfristig die Beweglichkeit einschränken und Probleme verursachen können.

 

Natürliche Calciumquellen für Pferde

Qualitatives Heu ist die primäre natürliche Calciumquelle für Pferde. Der Calciumgehalt verschiedener Heuarten variiert erheblich und wird üblicherweise pro 1 kg Trockenmasse angegeben, um einen transparenten Vergleich der Calciumversorgung zu ermöglichen:

Leguminosenheu (Luzerne): 12-15g Ca/kg - reich an gut verfügbarem Calcium, allerdings aufgrund der groben Struktur für Pferde generell nur bedingt geeignet, für Magenpferde gar nicht.

Wiesenheu: 3-7g Ca/kg - moderate Calciumversorgung

Gräserheu: 2-6g Ca/kg - niedrigerer Calciumgehalt

Rübenschnitzel liefern zusätzliches Calcium und können eine wertvolle Ergänzung zur Grundration sein. Die enthaltenen Pektine sind für Magenpferde zusätzlich hilfreich.

Meeresalgenkalk (Lithothamnium) liefert organisch gebundenes Calcium mit potenziell höherer Bioverfügbarkeit.

Die Bewertung verschiedener Calciumquellen sollte folgende Faktoren berücksichtigen:

  • Calciumgehalt pro 1 kg Trockenmasse

  • Bioverfügbarkeit des Calciums

  • Begleitende Mineralstoffe und Vitamine

  • Einfluss auf das Gesamtverhältnis der Ration

Praktische Fütterungsempfehlungen

Der rationelle Einsatz calciumreicher Mineralfutter sollte auf den individuellen Bedarf und den Gesamtfutterinhalt abgestimmt werden. Pferde mit raufutterbetonter Ernährung ohne Zucht-, Sport- oder Wachstumsanforderungen benötigen oft keine zusätzliche Calcium-Supplementierung (andere Mineralstoffe aber schon).

Empfehlung zur Dosierung:

  • Regelmäßige Überwachung alle 4-6 Wochen je nach Pferdegröße

  • Anpassung basierend auf Körpergewicht und physiologischem Zustand

  • Berücksichtigung der Gesamtration anstatt isolierter Supplementierung (das gilt für alle Mineralstoffe)

Monitoring der Calciumversorgung:

  • Analyse der Grundfuttermittel auf Calciumgehalt

  • Bewertung des Calcium-Phosphor-Verhältnisses in der Gesamtration

  • Beobachtung von Leistung und Gesundheitszustand

  • Anpassung bei veränderten Lebensumständen

Die Überwachung und Anpassung der Calciumzufuhr sollte ein kontinuierlicher Prozess sein, der sich an den wechselnden Bedürfnissen des Pferdes orientiert.

 

Kann die Supplementierung von Equine 74 Gastric zu einer Überversorgung an Calcium oder gar zu Schäden für das Pferd führen?

Durch die Supplementierung von Equine 74 Gastric nimmt ein ausgewachsenes Pferd bei einer täglichen Fütterung von ca. 50 g etwa 10 g Calcium zusätzlich auf. Nimmt man an, dass das Pferd über die Aufnahme von Heu und Mineralfutter zwischen 30-40 g Calcium aufnimmt, ergibt sich hieraus eine Gesamtzufuhr von ca. 40-50 g Calcium. Dies wäre ein Überschuss von etwa 10 g, welcher für das Pferd unbedenklich ist. Das überschüssige Calcium wird bei entsprechender Vitamin D-Versorgung zum größten Teil aus dem Darm absorbiert und mithilfe des vom Pferd gebildeten Calcitonin über die Nieren ausgeschieden.

Bei einer längerfristig erhöhten Fütterung mit Equine 74 Gastric (beispielsweise 100 g) würde das Pferd ca. 20 g Calcium zusätzlich aufnehmen. Dies entspricht einer etwa 50-66 % erhöhten Calciumzufuhr. Da eine erhöhte Calciumzufuhr erst ab ca. 250 % für das Pferd schädlich sein kann, besteht bei einer Fütterung von 100 g Equine 74 Gastric pro Tag keine Gefahr. Jedoch sollte parallel auf die Phosphorversorgung geachtet werden, um das angestrebte Verhältnis dieser beiden Mengenelemente zueinander zu gewährleisten.

Mehr zum Thema

Auf unserer Themenseite Fütterung von Pferden mit Magenproblemen findest du viele weitere Informationen rund um die Pferdefütterung. 

Magenkranke Pferde benötigen zusätzliche Unterstützung. Es ist wichtig zu wissen, welche Futtermittel für dein Pferd geeignet sind und welche eher vermieden werden sollten.  

 

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