Überdosierung von Calcium beim Pferd
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Jod ist ein lebenswichtiges Spurenelement für Pferde, das vor allem die Schilddrüse und damit den gesamten Stoffwechsel beeinflusst. Der tägliche Bedarf ist gering – doch die Grenze zwischen Mangel und Überversorgung ist schmal. Viele Pferde in Mitteleuropa erhalten zu wenig Jod über ihr Grundfutter, was langfristig zu Stoffwechselproblemen führen kann. In diesem Artikel erfährst du, wie viel Jod dein Pferd braucht, wie du Jodmangel erkennst, was bei Jodüberschuss passiert und welche Futtermittel besonders kritisch sind.
Wie viel Jod braucht ein Pferd täglich?
Ein 600 kg schweres Pferd benötigt täglich etwa 1–3 mg Jod. Als Faustregel gilt: 0,3 mg Jod pro 100 kg Körpergewicht. Trächtige und laktierende Stuten sowie Fohlen haben einen erhöhten Bedarf. Niemals mehr als 50 % des Bedarfs zusätzlich supplementieren.
Wie erkenne ich Jodmangel bei meinem Pferd?
Typische Symptome sind Kropfbildung, Antriebslosigkeit, Fellprobleme und Gewichtszunahme trotz Appetitverlust. Bei Stuten können verlängerte Tragezeiten oder schwache Fohlen auftreten. Eine Blut- und Hormonuntersuchung (T3/T4) bringt Klarheit.
Was passiert bei Jodüberschuss?
Ein Zuviel an Jod kann Nervosität, Hautprobleme, Durchfall oder sogar paradoxe Kropfbildung verursachen. Bereits 5–10 mg täglich über längere Zeit gelten als kritisch. Seealgenmehl birgt hier besonders hohe Risiken.
Kann ich Seealgenmehl zur Jodergänzung verwenden?
Prinzipiell ja – aber mit Vorsicht. Klassische Meeresalgen wie Ascophyllum oder Laminaria enthalten bis zu 3.000 mg/kg Jod. Schon 20 g liefern das 20-Fache des Bedarfs. Sicherer ist hochwertiges, standardisiertes Mineralfutter.
Wie lange dauert es, bis ein Jodmangel ausgeglichen ist?
Die Regeneration der Schilddrüse dauert meist 6–8 Wochen. Wichtig ist eine kontinuierliche, bedarfsgerechte Versorgung – idealerweise tierärztlich begleitet.
Wie berechne ich die Jodmenge im Mineralfutter?
Rechenformel: (Jodgehalt in mg/kg) × (Tagesmenge in kg). Beispiel: 20 mg/kg × 0,05 kg = 1 mg Jod. Achte auf die Deklaration und den tatsächlichen Tagesbedarf.
Welche Futtermittel enthalten viel oder wenig Jod?
Meeresalgen enthalten besonders viel Jod (bis 3.000 mg/kg), Heu und Getreide dagegen meist weniger als 0,1 mg/kg. Die in Equine 74 enthaltene Rotalge ist kein Jodlieferant; sie enthält nur 0,18 mg Jod pro Tagesdosis.
Welche Futtermittel erhöhen den Jodbedarf?
Luzerne, Klee, Esparsette oder nitratreiches Wasser enthalten sogenannte strumigene Substanzen, die die Jodaufnahme hemmen oder den Bedarf um bis zu 50 % steigern können.
Welche Rolle spielen Selen und andere Spurenelemente?
Selen wird für die Aktivierung von Schilddrüsenhormonen benötigt. Ohne ausreichend Selen kann Jod seine Wirkung nicht entfalten. Auch Mangan, Kupfer und Zink beeinflussen die Schilddrüsenfunktion – eine ausgewogene Versorgung ist entscheidend.
Jod ist ein lebensnotwendiges Spurenelement. Die Bedeutung von Jod für Pferde wurde bereits im 18. Jahrhundert erkannt, als Forscher einen Zusammenhang zwischen Kropfbildungen und jodarmen Regionen feststellten.
Bei Kropfbildung kommt es zu einer Vergrößerung des Schilddrüsengewebes, verursacht durch einen fehlenden Rückkoppelungseffekt auf die Schilddrüsenhormone bei Jodmangel.
Jod ist ein wesentlicher Bestandteil der Schilddrüsenhormone Thyroxin T4 und Trijodthyronin T3. Diese Hormone steuern zentrale Körperfunktionen:
Stoffwechsel und Grundumsatz: Regulierung der Energiegewinnung aus der Nahrung
Nervensystem: Entwicklung und Funktion der Nervenzellen
Muskulatur: Aufbau und Erhalt der Muskelmasse
Körpertemperatur: Regulierung der Körperwärme
Herz-Kreislauf-System: Kontrolle von Herzfrequenz und Blutdruck
Jod wird im Dünndarm absorbiert und über das Blut aktiv in die Schilddrüse transportiert. Dort erfolgt die Synthese zu den lebenswichtigen Schilddrüsenhormonen.
Die Schilddrüsenhormone T4 und Trijodthyronin T3 sind maßgeblich für die Regulierung des Grundumsatzes verantwortlich. Sie bestimmen, wie effizient der Organismus Nährstoffe in Energie umwandelt und beeinflussen damit direkt:
Die Vitalität und Leistungsfähigkeit
Die Körpertemperatur-Regulierung
Das Wachstum bei Fohlen und Jungpferden
Die Trächtigkeit und Entwicklung des Fötus
Der Jodbedarf beim Pferd ist ziemlich genau definiert, variiert aber je nach Lebenssituation. Die Bedarfswerte orientieren sich am Körpergewicht und besonderen Umständen wie Trächtigkeit oder Wachstum.
Der Erhaltungsbedarf liegt bei 0,3 mg Jod pro 100 kg Körpergewicht. Das bedeutet für die Praxis:
Körpergewicht | Täglicher Jodbedarf |
400 kg | 1,2 mg |
500 kg | 1,5 mg |
600 kg | 1,8 mg |
700 kg | 2,1 mg |
Ein durchschnittliches 600 kg schweres Pferd benötigt somit täglich zwischen 1 und 3 mg Jod - eine sehr geringe Menge, die jedoch möglichst präzise eingehalten werden sollte.
Bestimmte Situationen erfordern eine gesteigerte Jodversorgung:
Trächtige Stuten: Der Bedarf steigt um etwa 50%, da das Spurenelement Jod für die Entwicklung des Fötus, insbesondere des Nervensystems, essentiell ist.
Laktierende Stuten: Die Milchproduktion erhöht den Jodbedarf erheblich, da Jod über die Muttermilch an das Fohlen weitergegeben wird.
Fohlen und Jungpferde: Das intensive Wachstum erfordert eine optimale Versorgung für die Bildung von Schilddrüsenhormonen, die das Wachstum steuern.
Hochwertiges Mineralfutter sollte etwa 15-40 mg Jod pro Kilogramm enthalten und damit ca. die Hälfte des täglichen Jodbedarfs deines Pferdes supplementieren. Premium Mineralfutter erfordern nur geringe Mengen. Es lohnt sich, die Deklaration genau zu lesen und die Futterration entsprechend zu berechnen. Manch ein augenscheinlich günstiges Mineralfutter benötigt 100g/Tag, während ein hochwertiges schon mit 50g wirkt.
Die natürliche Jodversorgung variiert regional stark und hängt vom Jodgehalt der Böden ab. In vielen Gebieten Deutschlands reicht die natürliche Versorgung nicht aus.
Meeresalgen wie Ascophyllum nodosum oder Laminaria japonica enthalten extrem hohe Jodmengen:
Ascophyllum nodosum: 1.500-2.500 mg Jod pro kg
Laminaria japonica: bis zu 3.000 mg Jod pro kg
Diese hohen Konzentrationen machen Meeresalgen zur reichsten natürlichen Jodquelle, bergen aber auch erhebliche Überdosierungsrisiken.
Gut zu wissen: Die in Equine 74 enthaltene Rotalge ist keine klassische Jodquelle. Im Gegensatz zu anderen Meeresalgen enthält sie nur 3,6mg / kg Produkt. Bei einer empfohlenen täglichen Gabe von 50mg Equine 74 Gastric kommen wir so auf 0,18 mg Jod. Diese geringe Menge hat keinen weiteren Einfluss.
Unsere Equine 74 Stomach Calm Relax - Paste enthält zusätzlich die Meeresalge Ascophyllum Nodosum. Der Jodgehalt pro Portion beträgt 0,815mg. Sportpferde sollten bei hoher Belastung - Turnierwochenende - maximal 3 Portionen / Tag bekommen. Damit wäre ein Jodgehalt von 3mg erreicht. Dieser Wert muss bei der Rationsberechnung eingeplant werden.
Seefisch und Meeresfrüchte: Enthalten moderate Jodmengen, kommen in der Pferdefütterung jedoch normalerweise nicht vor.
Meersalz: Enthält zwar Jod, aber in vergleichsweise geringen Mengen (etwa 0,1-0,2 mg pro kg).
Landwirtschaftliche Produkte: Gras, Heu und auch Getreide aus jodarmen Böden weisen meist sehr niedrige Jodgehalte auf (oft unter 0,1 mg pro kg).
Weite Teile Deutschlands gelten als Jodmangelgebiete. Besonders betroffen sind süddeutsche Regionen, Gebiete fernab der Küste und Böden mit geringem Meereseinfluss. In Küstennähe ist die natürliche Jodversorgung durch die Meeresaerosole etwas besser, reicht aber meist trotzdem nicht für eine optimale Versorgung.
Jodmangel führt zu einer Unterfunktion der Schilddrüse mit weitreichenden Auswirkungen auf den gesamten Organismus. Die Symptome entwickeln sich oft schleichend und werden daher häufig übersehen.
Die Anzeichen eines Jodmangels sind vielfältig und betreffen verschiedene Körpersysteme:
Sichtbare Veränderungen:
Kropfbildung (Struma) - Vergrößerung der Schilddrüse
Gewichtszunahme trotz Appetitverlust
Fellprobleme und schlechter Fellwechsel
Ödeme (Wassereinlagerungen)
Leistungsbezogene Symptome:
Deutliche Leistungsschwäche
Müdigkeit und Antriebslosigkeit
Verringerte Vitalität
Niedriger Blutdruck
Reproduktionsprobleme:
Verlängerte Tragezeiten bei Stuten
Entwicklungsstörungen beim Fötus
Fehlgeburten
Schwache oder lebensschwache Fohlen
Die häufigsten Ursachen für einen Mangel sind:
Fütterungsbedingte Faktoren:
Futtermittel aus jodarmen Böden
Fehlende Supplementierung über Mineralfutter
Hohe Nitratwerte im Tinkwasser
Futtermittel mit strumigenen Faktoren:
Luzerne und Esparsette (enthalten Thiocyanate)
Leguminosen wie Weißklee, Bohnen und Erbsen
Raps und Ackersenf (Glucosinolate)
Diese Substanzen hemmen die Jodaufnahme oder erhöhen den Bedarf erheblich.
Die Therapie erfordert eine dauerhafte, bedarfsgerechte Jodzufütterung über mindestens 6 bis 8 Wochen. Allerdings sollte Jod generell supplementiert werden, weil der Körper es nicht herstellen oder länger speichern kann. Wichtige Behandlungsgrundsätze:
Verwendung hochwertigen Mineralfutters mit klar deklariertem Jodgehalt
Genaue Dosierung entsprechend dem Körpergewicht
Berücksichtigung von Wechselwirkungen mit anderen Spurenelementen
Regelmäßige Kontrolle des Behandlungserfolgs
Die Besserung der Symptome tritt meist erst nach 6-8 Wochen ein, da sich die Schilddrüse nur langsam regeneriert.
Die Grenze zwischen Bedarfsdeckung und Überversorgung ist bei Jod extrem schmal. Bereits ab 20 mg pro Tag - das 10-fache des üblichen Bedarfs - für ein Großpferd können toxische Erscheinungen auftreten.
Ein Jodüberschuss verursacht charakteristische Symptome:
Akute Symptome:
Abmagerung trotz ausreichender Fütterung
Unruhe und Nervosität
Zittern und Krämpfe
Durchfall
Chronische Auswirkungen:
Entzündliche Haut- und Fellveränderungen
Paradoxe Kropfbildung (Jod-Kropf)
Störungen der Schilddrüsenfunktion
Beeinträchtigung des Herz-Kreislauf-Systems
Die toxikologische Schwelle liegt bei:
Akute Überdosierung: ab 20 mg Jod pro Tag
Chronische Überversorgung: Bereits bei dauerhaft erhöhten Gaben über 5-10 mg täglich
Referenzwerte im Blutbild: 10-80 µg/l (Werte darüber deuten auf Überversorgung hin)
Seealgenmehl birgt das größte Überdosierungsrisiko. Schon 20 g Seealgenmehl können bis zu 60 mg Jod liefern. Das entspricht dem 20-fachen des Tagesbedarfs. Bereits kleine Mengen können zu schweren Vergiftungen führen.
Daumenregel: Maximal 50% des Tagesbedarfs zusätzlich supplementieren, niemals mehr als 3-4 mg Jod pro Tag für ein 600 kg Pferd.
Der Jodstoffwechsel funktioniert nicht isoliert, sondern ist eng mit anderen Spurenelementen verknüpft. Besonders Selen und Mangan spielen entscheidende Rollen.
Selen ist zentral für die Umwandlung von Thyroxin T4 in das biologisch aktive Trijodthyronin T3 durch selenabhängige Enzymsysteme (Dejodinasen).
Einfach gesagt: Ohne ausreichend Selen kann selbst bei optimaler Jodversorgung eine Schilddrüsenunterfunktion auftreten.
Wechselwirkungen Jod-Selen:
Selenmangel verschlechtert die Schilddrüsenfunktion trotz ausreichend Jod
Optimales Verhältnis: Etwa 1:1 zwischen Jod und Selen
Beide Spurenelemente sollten gemeinsam supplementiert werden
Mangan wird selten getestet und in vielen Labortests wird von sehr niedrigen Grenzwerten ausgegangen, sodass Mangan auch im Blutbild häufig als "in Ordnung" angegeben wird, obwohl der tatsächliche Gehalt schon zu niedrig ist. Mangan muss bei vielen Laboren extra beauftragt werden, es gehört nicht standardmäßig zum "großen Blutbild".
Mangan ist u.a. an der Synthese und Umwandlung von Schilddrüsenhormonen beteiligt. Ein Mangel kann die Wirksamkeit der Jodtherapie beeinträchtigen. Mangan hat aber noch zahlreiche weitere, wichtige Funktionen im Pferdekörper.
Kupfer und Zink beeinflussen ebenfalls den Gesamteiweiß- und Hormonstoffwechsel. Eine ausgewogene Spurenelementversorgung ist daher essentiell für:
Optimale Jodverwertung
Normale Schilddrüsenfunktion
Effektive Bildung von Schilddrüsenhormonen
Vermeidung von Stoffwechselstörungen
Einige Futtermittel enthalten Substanzen, die den Jodbedarf erhöhen oder die Jodaufnahme hemmen. Diese sogenannten strumigenen Faktoren (regen das Wachstum der Schilddrüse an) sind bei der Rationsberechnung zu berücksichtigen.
Thiocyanat-haltige Futtermittel:
Luzerne und Esparsette
Erhöhen den Jodbedarf um 20-30%
Hemmen die Jodaufnahme in der Schilddrüse
Nitrat und Fluoride:
Hemmen die Jodaufnahme im Darm
Besonders problematisch bei hohen Konzentrationen im Trinkwasser
Können den Jodbedarf um bis zu 50% erhöhen
Futtermittelzusätze:
Aluminiumhydroxid (in manchen Mineralfuttern)
Eisensulfat
Beeinträchtigen die Jodresorption
Auf unserer Themenseite Fütterung von Pferden mit Magenproblemen findest du viele weitere Informationen rund um die Pferdefütterung.
Magenkranke Pferde benötigen zusätzliche Unterstützung. Es ist wichtig zu wissen, welche Futtermittel für dein Pferd geeignet sind und welche eher vermieden werden sollten.
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Puffert überschüssige Säure im Pferdemagen, anstatt sie zu blockieren.
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